Was Sie über Naturheilverfahren wissen sollten

Naturheilkundliche Verfahren basieren auf einem völlig anderen Ansatz als die Schulmedizin, die zwar meist sofort und unmittelbar wirkt – allerdings meist nicht nachhaltig. Naturheilkundlichen Maßnahmen wirken meist ganzheitlich, aber zeitverzögert, dafür jedoch dauerhaft, sofern Sie „am Ball bleiben“. Zudem wirken sie vielfach präventiv, d. h., es kommt gar nicht zum Ausbruch einer Erkrankung.

Diese fünf Säulen der Naturheilkunde gehen auf Hippokrates, Paracelsus und Kneipp zurück und haben sich bis heute bewährt:

1. Ernährung
2. Bewegung
3. Wasser
4. Phytotherapie
5. Lebensordnung (Psychohygiene)

1. Ernährung

  • Betrachten Sie die Empfehlungen der verschiedenen Gesellschaften für Ernährung ruhig kritisch. Denn sie sind teilweise nicht (mehr) wirklich aktuell und widersprechen sich.
    Zweifellos am besten geeignet für eine wirklich gesunde Ernährung sind Nahrungsmittel aus kontrolliertem ökologischem Anbau; die höchste Stufe trägt dabei das „Demeter“-Qualitätssiegel.
  • Ebenso wichtig ist es, viel zu trinken, vor allem stilles Mineralwasser, bestenfalls 1,5 bis 2 Liter pro Tag aus Glasflaschen. Denn Plastikflaschen enthalten ungesunde Phthalate. Unser Leitungswasser ist im Allgemeinen zwar sauber, es kann aber Hormon- und Medikamentenrückstände enthalten.
  • Abzuraten ist von Limonaden oder Energydrinks, auch wenn „Zero“ drauf steht und somit Süßstoffe statt Zucker enthalten sind. Tees und Kaffee in Maßen sind hingegen erlaubt. In jedem Fall sollten Sie pro Tag ca. 1,5 Liter Flüssigkeit zuführen – wenn Sie Sport treiben oder in die Sauna gehen auch mehr.
  • Vermeiden Sie Industriezucker (auch Traubenzucker) und Zuckeraustauschstoffe. Sehr schlecht ist der aus Maissirup gewonnene Zucker, mit dem fast alle Limonaden gesüßt sind. Verwenden Sie zum Süßen besser Honig oder Stevia (möglichst ungestreckt aus dem Reformhaus). Stevia ist zwar teurer, süßt aber sehr stark und entsprechend wenig benötigen Sie. Auch Obstsäfte mit sehr viel Fruktose ist ungünstig. Die bessere Alternative sind Bio-Direktsäfte.
  • Trinken Sie Alkohol nur sehr mäßig, wobei Wein „geeigneter“ ist als Bier. Bier enthält (wie Soja!) im Hopfen Phytosterine, was sich vor allem bei Männern negativ auf die Potenz sowie die Fettverteilung auswirken kann und zur Gynäkomastie (Männerbrust) führen kann.
  • Nutzen Sie besser keines der handelsüblichen chemisch vorbehandelten und veränderten Salze, sondern besser echtes Meersalz oder Ursalz aus dem Reformhaus. Denn diese Salze ähneln dem Salz im menschlichen Körper und lösen durch diese physiologische Eigenschaft weniger Erkrankungen wie z. B. Hypertonus (erhöhten Blutdruck) aus.
  • Vermeiden Sie raffinierte, chemisch aufbereitete und hydrolisierte Fette. Dazu gehören alle Pflanzenöle, aber auch Raps- und Sonnenblumenöl sowie Margarine. Und auch Transfette (Pommes frites, alles sonstige Frittierte) sind ungesund.
  • Stattdessen empfehle ich ein gutes Olivenöl, Palmöl sowie Butter und Ghee (Butterreinfett, das oft in der indischen Küche verwendet wird).
  • Bei Milch und Butter sind unbedingt Produkte von Kühen aus Weidehaltung zu wählen. Von fettreduzierten und homogenisierten Milchvarianten rate ich ab. Ebenfalls als gesund gelten Kefir und Käse, sofern die verwendete Milch von Tieren aus Weidehaltung stammt.
  • Vermeiden Sie alle industriell aufbereiteten Lebensmittel und „Light“-Produkte.
  • Auch Obst ist nur in Maßen gesund, da es oftmals sehr viel Fruchtzucker enthält.
  • Meiden Sie Weizenmehlprodukte, da Weizen immer öfter gentechnologisch verändert wird.
  • Fisch, vor allem Kaltwasserfische wie Heringe, sind wegen ihres hohen Gehaltes an Omega-3-Fettsäuren günstig.
  • Bei Fleisch gilt als Faustregel: je seltener verzehrt und je heller das Fleisch, desto günstiger. Also wenig Schweinefleisch (Wurst), stattdessen mehr Geflügel.
  • Bei Gemüse gibt es keine Einschränkungen.
  • Rauchen: Vergessen Sie es.

2. Bewegung

  • Bewegen Sie sich, sooft es geht, lieber moderat, aber regelmäßig ohne Leistungsdruck!
  • Minimum: Dreimal pro Woche zumindest eine halbe Stunde spazieren gehen.
  • Die körperliche Bewegung sollte ein Termin mit Ihnen selbst sein – als Investition in Ihre gesunde Zukunft. Denn viele Zivilisationskrankheiten (Bluthochdruck, Diabetes, Osteoporose, Schenkelhalsfraktur, erhöhte Blutfette mit Folgeerkrankungen etc.) bekommen Sie wahrscheinlich gar nicht oder sehr viel später, wenn Sie jetzt regelmäßig Sport betreiben.
  • Setzen Sie sich keine unrealistischen Ziele und lassen Sie sich nicht von Prominenten beeindrucken, die sehr viel in teure Personal-Trainer, Zeit und ein Vermögen investieren und zudem oft noch von Unternehmen gesponsert werden.
  • Egal welchen Sport Sie betreiben: Es muss Spaß machen.
  • Eine neue Studie hat ergeben, dass es immer noch besser ist, einmal in der Woche im Fitness-Center ein Programm zu absolvieren, als gar nichts zu tun. Wenn Sie nichts tun, werden Sie die scheinbar gewonnene Zeit später in Wartezimmern von Ärzten und Kliniken verbringen – und das in dieser Zeit verdiente Geld dafür ausgeben (müssen).

3. Wasser

  • Wasser gilt als das Heilmittel schlechthin – innerlich und äußerlich. Hier stützen wir uns auf die Erfahrungen des Naturheilkundlers Vinzenz Prießnitz und vor allem des „Wasserdoktors Kneipp“. Ihre Hydrotherapien werden heute noch zur Vorbeugung und Behandlung akuter und chronischer Beschwerden angewendet.
  • Kurze Kaltwasseranwendungen mit einer Dauer von einer Sekunde bis zu einer Minute vermitteln Ihrer Haut Temperaturreize, die im Körper positive Reaktionen auslösen: Eine temporäre Verengung Ihrer Blutgefäße mit der anschließenden Erweiterung der Gefäße fördert die Durchblutung in Ihrem gesamten Körper. Das stärkt Ihre Abwehrkräfte, regt den Kreislauf, das Nervensystem sowie den Stoffwechsel an und belebt den Körper.
  • Auch warmes Wasser wird in der Hydrotherapie gern genutzt – besonders für Wechselanwendungen (kalt/warm). Vor allem, wenn Sie solche Anwendungen nicht gewohnt sind, ist diese schonende Variante zu empfehlen. Die beste Reizsteigerung erzielen Sie natürlich durch Kaltwasseranwendungen.
  • Bei regelmäßiger Anwendung unterstützen Sie mit der Hydrotherapie Ihr Immunsystem langfristig und helfen Ihrem Körper, seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren.

4. Phytotherapie

  • Bei der Phytotherapie vertrauen wir auf die Heilkraft von Pflanzen und Kräutern. Denn es gibt rund 70.000 Pflanzenarten, die in der Medizin genutzt werden.
  • Die Pflanzenheilkunde gilt als eines der ältesten medizinischen Therapieverfahren, das bereits in der Antike und im Mittelalter Anwendung gefunden hat.
  • Inzwischen bestätigen auch modernste wissenschaftliche Studien in der Arzneimittelforschung die Wirksamkeit vieler Pflanzenstoffe. Solche Studienergebnisse liegen z. B. für Johanniskraut, Ginkgo, Baldrian und viele andere Pflanzenstoffe vor.
  • Es können allerdings auch bei pflanzlichen Medikamenten Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen auftreten. Und auch wegen der Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sollte Phytotherapie ausschließlich erfahrenen Ärzten vorbehalten sein.

5. Lebensordnung (Psychohygiene)

  • Eines der wichtigsten Grundprinzipien der Kneipp-Therapie ist die Lebensordnung als unverzichtbares Bindeglied zwischen Körper, Geist und Seele, um den Menschen in einen natürlichen Lebensrhythmus zu bringen.
  • Dazu gehört der Wechsel von Ruhe und Anspannung bzw. Erholung und Leistung. Denn er führt gleichermaßen zu Leistungsfähigkeit und Lebensfreude, aber auch zu Seelenruhe und einer gesundheitsfördernden Werteorientierung.
  • Für Stressabbau kommen dabei vor allem Entspannungsmethoden zum Einsatz wie Autogenes Training, Yoga, Kneipp-Wasseranwendungen, Sauna und Muskelentspannung nach Jakobsen.